Tatu On Tour, Carina & ihr ehemaliger Krankenwagen

Als ich mit Carina in Kontakt getreten bin, wusste ich nicht recht was mich erwartet. 19 Jahre und so voller Ideen, voller Freude und Inspiration. Lest selbst...

  1. Erzähle doch einmal, wo kommst du denn eigentlich her?

 

Ich würde mich erst gerne kurz vorstellen, wenn das okay ist. ;-) 

Ich bin also Carina Decher, 19 Jahre alt und ursprünglich aus der Domstadt – Köln. 

 

  1. Wie kommst du zum Reisen/Outdoorleben/Bushcraften?

 

Um ehrlich zu sein, dachte ich immer, dass ich nicht so der „Reisetyp“ bin. Ich hatte auch keine genaue Vorstellung für diesen „Typ“, aber ich selber war es auch nicht. Nun bin ich aufgewachsen und habe die Ferien zum größten Teil auf Campingplätzen mit meinen Eltern und meiner Schwester verbracht. Damals fand ich das aber immer „cool“, wenn meine Freunde von ihren Hotelurlauben erzählt haben und habe den Wert des Campings, der mir heute durchaus bewusst ist, gar nicht gesehen. Eigentlich bin ich nämlich zu einer Reisenden erzogen worden, glaube ich jetzt. *lach* Heute würde ich auch sagen, dass ich durch das Campen viel offener bin. Offener anderen oder fremden Menschen gegenüber und auch den Kulturen und deren Sitten. Heute sind ja auch Witze in der Form im Trend und ich kann wirklich immer und über alles lachen - am besten über mich selber ;-) – aber wenn man die Realität dazu gesehen hat, geht man mit einem anderen Gefühl daran, finde ich. Also ja, zurück zur Frage, ich bin durch meine Eltern auf das Reisen gekommen und dass ich mir einen Krankenwagen kaufe, stand weder auf meinem „Visionsboard“, noch auf meiner Zielcollage für 2018. Ich fand das zwar immer cool, aber wirklich dran gedacht es umzusetzen habe ich nicht. Ja und irgendwann habe ich dann gedacht, ach weißt du was, dann reist du halt erst und fängst danach an zu studieren. Das was meine Eltern immer gepredigt haben, worauf ich immer geantwortet habe, dass ich nicht die älteste im Studium sein möchte, und und und… Naja, dann haben wir uns aber damit beschäftigt und ein Bekannter baut öfters mal alte Krankenwagen um und als wir uns dann ausgetauscht haben, kam Eines zum Anderen… 

 

  1. Warst du schon immer viel in der Natur unterwegs? Wenn ja, in welcher Form?

 

Jain. Also ich bin kein Naturkunde Mensch, der alle Bäume kennt und die Wälder stundenlang erforschen geht, noch habe ich Sternenhimmel oder den Mond (bis vor nicht allzu langer Zeit) geschätzt. Durch das Campen waren wir aber natürlich immer viel draußen und auch so haben wir ganz viele Wochenenden z.B. mit meinen Großeltern in Roermond am See verbracht. Wir haben zuhause einen großen Garten, den ich liebe und doch, eigentlich war ich schon viel draußen. Von meinen Wachstunden auf jeden Fall mehr draußen als drinnen würde ich sagen. *lach*

 

  1. Wie alt warst du, als du das erste Mal auf eigene Faust unterwegs warst? Wie warst du unterwegs?

 

So richtig „weg“ war ich mit (gerade) 15 als Austauschschülerin. Damals bin ich drei Tage nach meinem 15. Geburtstag in die USA geflogen und bin dort zur Schule gegangen und habe bei einer Gastfamilie gewohnt. Mit Freunden hat man natürlich mal Wochenend-Strädtetrips gemacht, aber wenn ihr meint, so richtig richtig „weg“ und alleine, dann wäre das jetzt mein erstes Mal. Alleine auch erst seit März diesen Jahres (natürlich immer noch mit meinem Hund). 

 

  1. Mit welchem Gefährt bist du aktuell unterwegs? Magst du uns etwas dazu erzählen?

 

Na klar! Ich bin bis heute kein Autoprofi, obwohl ich gerade eine Panne habe und mich nun doch damit beschäftige. ;-) Ich habe einen alten Krankenwagen, von Mercedes Benz. Das Modell nennt sich 312d. Ich habe das Gefährt praktisch „nackt“ gekauft, als die ganze Krankenwagentechnik schon ausgebaut war und nur noch der extra Sitz hinten drin war. Am Anfang hätte ich das auch gerne selber gemacht, aber in Anbetracht meines Zeitfensters, war es genau richtig so. 

 

  1. Stehst du lieber frei, oder ist dir der Komfort eines Campingplatzes wichtiger?

 

Um ehrlich zu sein, stehe ich nur frei und liebe das auch. Die ersten zwei Nächte als mein Freund angekommen ist, haben wir in Brooklyn (Nähe New York City) auf einem alten Militärflugplatz geschlafen, der zu einem spartanischen Campingplatz umgebaut worden ist. Damals mussten wir auch irgendwie ankommen, aber am zweiten Tag haben die Duschen nicht funktioniert und das ist das einzige gewesen, was wir nicht im Camper machen konnten, also war es auch unsinnig. *lach* Ich habe aber da schon gedacht, dass ich das Alles nicht brauche und lieber auf meinen eigenen Stühlen in der Natur sitze als auf „Parkbänken“. Ich liebe zwar den Austausch mit anderen Campern oder Reisenden, aber den habe ich so auch, wenn ich das möchte und wenn nicht, kann ich mich zurückziehen. Wenn ich ehrlich bin, findet man hier in den USA auf den Campingplätzen auch meistens Menschen mit ganz anderen Reiseinteressen, als die, die ich verfolge.  

 

  1. Eher Land, Leute und Natur, oder mitten in die Metropolen rein? Warum? 

 

Puh, das ist eine schwierige Frage. Ich liebe die Abwechslung würde ich sagen. New York City fand ich anfangs furchtbar, ich wollte keine Tausenden von Menschen um mich herum haben, aber auch diese Stadt habe ich lieben gelernt. Mitten auf dem Times Square zu übernachten hat natürlich auch was. ;-) Und so hat auch die endlose Weite über Wiesen und Felder etwas. Das ist auch ein Grund warum ich gerne Landstraßen fahre und nicht auf der Autobahn, aber nach 3 Stunden auf der Landstraße bewundere ich die Wiesen dann ehrlich gesagt doch nicht mehr so. *lach* Ich bin gerne unter Menschen aber genieße auch die Zeit für mich. Ich habe einen kleinen Hund dabei und war fünf Monate mit meinem Partner unterwegs, also war ich so oder so, nie ganz alleine. 

 

  1. Wie finanzierst du deine Reisen? Was machst du beruflich?

 

Ich habe ein tolles Konzept kennengelernt, bei dem ich mir international ein Netzwerk aufbauen kann und auf ein passives Einkommen hinarbeite, damit ich nicht irgendwann mit 60 Jahren immernoch von „nine-to-five“ arbeiten muss. Das ist auch mein „Hauptberuf“, da ich relativ direkt nach meiner Schule mein Abenteuer begonnen habe. ;-) 

 

  1. Schreibst du einen Blog oder hast du einen YouTube Kanal? Bist du bei Instagram? Wie oft postest du dort Neues? Was können Follower davon erwarten?

 

Ja, ich schreibe einen Blog und bin auch bei Instagram und Facebook zu finden. Mein Reiseblog lautet www.tatu-on-tour.de und darunter findet ihr mich auch bei Instagram und Facebook. Ich versuche so oft wie möglich zu uploaden, aber ich bin auch nicht die größte Schreiberin und von daher schiebe ich das gerne auf die To-Do Liste für morgen, und morgen und morgen… ;-) 

Auf Facebook und Instagram poste ich immer ein Bild mit einer kurzen Unterschrift und auf meinem Blog gibt es dann die ausführlichen Geschichten, wenn euch das interessiert. Jetzt, wo ich hier im Nirgendwo mit einer Panne stehe, gibt es wohl auf allen Kanälen bald mal wieder etwas Neues. ;-)

Ich wollte immer einen Youtube Kanal haben und das wird sich in Zukunft bestimmt auch einrichten, aber genaue Pläne gibt es noch nicht. Das fängt bei Entscheidungen wie der Sprache, ob englisch oder deutsch, an … :-D

 

  1. Welche spannende Tour oder Trip planst du aktuell?

 

Ich bin ja Vollzeit unterwegs, ups das habe ich glaube ich garnicht erwähnt fällt mir gerade ein. Also kurz zurück, ich habe den Krankenwagen zusammen mit meiner Familie umgebaut und ihn nach Kanada verschifft, um Nordamerika und später Mittel- und Südamerika zu bereisen. Dementsprechend gibt es keine große „nächste“ Tour und ich fahre auch seit Anfang an relativ spontan. Die USA wollte ich zuerst sehen, sodass ich mir eine Liste gemacht habe mit allen Orten in den einzelnen Staaten, die ich gerne sehen würde und die fahre ich nach und nach an, bzw. ab. Momentan bin ich in der Nähe von Lafayette in Indiana und möchte gerne über Chicago nach Wisconsin fahren, sobald das Auto wieder heil ist. 

 

  1. Wie kamst du auf die Idee für dein Vorhaben?

 

Ich hatte ja vorhin schon gesagt, dass das eher weniger meine Vorstellung war. Ich wollte immer meine Schule fertig bekommen und dann direkt studieren, dass ich nur ja so schnell wie es geht und so jung wie möglich mit der „Pflicht“ durch bin und dann zum Spaß übergehen kann. Meine Eltern haben immer gesagt, wenn du einmal in dem Hamsterrad drinnen bist, … Naja, dafür habe ich jetzt schon einen Plan B, aber bereuen tue ich meine Entscheidung ganz und garnicht. Ich wollte auch nie die älteste im Hörsaal sein und deswegen fand ich die Vorstellung super, alles direkt abhaken zu können. Meine Eltern haben gesagt, dass ich nicht die Älteste sein werde und ich mir eher überlegen sollte wer einer 24-jährigen Ärztin vertrauen würde. ;-)  Ja und dadurch, dass ich die Idee an sich ja schon nicht schlecht fand, kam dann Eins zum Anderen. 

 

  1. Wie lange wird deine Reise dauern?

 

Ich bin seit Anfang September (2018) unterwegs, seit Ende September mit dem Auto und fliege in der ersten Juni Woche (2019) zurück nach Deutschland. Ich wollte erst nur dort überwintern, da ich nicht zugeschneit sein wollte in Kanada, aber jetzt wollte ich doch gerne zum Weltjahreskongress der Firma, für die ich selbstständig arbeite und deswegen kam das jetzt so. Mitte Februar (2020) fliege ich dann wieder zurück und werde mich nach Kanada aufmachen und ab dann habe ich auch wieder kein Ende und werde mich einfach treiben lassen. ;-) 

 

  1. Hast du einen exakten Plan, oder lässt du dich lieber treiben und schaust was so auf dich zukommt?

 

Ups, mit meinem letzten Satz habe ich genau die Frage schon beantwortet. Ich lasse mich treiben und plane nicht wirklich vorweg… Das ist doch das schönste an der Freiheit, oder? *Smiley*

 

  1. Was erhoffst du dir von deiner Reise?

 

Ich erhoffe mir einfach ganz viele Eindrücke zu erleben, neue tolle Menschen kennenzulernen und etwas mitzunehmen. Das habe ich auch schon getan, wohlbemerkt. ;-) In ganz vielen Aspekten. Ich liebe es, in dem Ort, in dem ich unterwegs bin wirklich einzutauchen, mich mit Einheimischen zu unterhalten und glaube, dass ich dadurch schon ganz viel lernen durfte. Das fängt ja schon bei ganz alltäglichen Themen wie der Politik oder Umwelt an aber geht auch oft zu ganz persönlichen Ansichten im Alltagsbereich. Das ist einfach das Schönste am Reisen für mich. 

 

  1. Wen oder was wirst du am meisten auf deiner Reise vermissen?

 

Ich glaube mein Auto, der Rest geht ja mit. Ich weiß auch, dass ich jederzeit wieder herfliegen kann und deswegen vermisse ich, glaube ich, wenn das Auto oder auch mal wirklich absolut keine Verpflichtungen zu haben. Einfach loszufahren, wenn ich das möchte. Ich freue mich aber auch wieder dort mehr Platz zu haben. Das habe ich aber erst bemerkt, als wir die letzte Nacht im Hotelzimmer geschlafen haben, bevor mein Partner zurück nach Deutschland geflogen ist. Ich glaube das vermisst April (mein Hund) auch ganz dolle. Wenn ich im Auto bin, bin ich in meinem Zuhause, aber wenn ich mich davor auf Stühle setze, empfinde ich das einfach nicht mehr so. Das ist ja nicht mein Garten, sondern einfach eine Freifläche oder Wald aber nicht mein Eigen, und darauf freue ich mich. 

 

  1. Ist deine Art zu Reisen dein absolutes Non plus Ultra oder wie möchtest du sie noch verändern? Welche Pläne hast du noch für die Zukunft?

 

Mhm, also ich bin super zufrieden mit meiner Reise und würde auch nichts ändern. Selbst den Camper haben wir für mich perfekt gebaut und ich wüsste nicht, wie ich es beim nächsten Mal anders machen würde. Vielleicht andere Schubladenverschlüsse, aber so lange ich keine schöne Lösung dafür gefunden habe, finde ich das so am besten. Ich möchte irgendwann noch Medizin studieren. Das ist ein Kindheitstraum und ich liebe alles in diese Richtung einfach. Aber was das Reisen angeht bin ich wirklich rundum glücklich. 

 

  1. Hattest du schon einmal eine brenzlige Situation auf einer deiner Reisen? Wie konntest du dem entgehen?

 

Nein eigentlich ist mir nichts „brenzliges“ begegnet. Wir wurden schon nachts von der Polizei geweckt und die ein oder andere Panne hatten wir auch schon, aber das war alles nicht „brenzlig“. Ganz am Anfang „ging die Heizung nicht“… Ja, die ging schon aber wenn kein Diesel im Tank ist, kann sie schlecht laufen. Das hatte ich aber nicht mehr auf dem Zettel, dass sie damit betrieben wird. Jetzt lacht wahrscheinlich jeder, aber ja, sowas ist mir tatsächlich auch schon passiert. *lach* 

 

  1. Was uns auf Reisen immer alle beschäftigt, ist das Essen. Hast du ein Lieblingsgericht, welches du häufig zubereitest? Ob auf dem Lagerfeuer, im Dutch Oven oder auf dem Kocher, die Leser freuen sich sicher schon darauf es nachzukochen.

 

Ich liebe Essen generell und habe kein Standardgericht, aber in den Thermomix kommt meistens ganz viel Gemüse und dann Reis oder Couscous dazu und auf dem Grill liebe ich Zucchini, Pilze, Tofu und Brot. Oh ja, ich liebe Brot. Beim Lagerfeuer darf Stockbrot für mich nicht fehlen, das ist schon seit meiner Kindheit so. 

 

  1. Welches sind deine 3 wichtigsten Gegenstände auf deiner Reise?

 

Was sich wirklich bewährt hat, ist eine Halterung an der Windschutzscheibe fürs Handy, wenn es als Navi dient. So fliegt es nicht irgendwo rum, ist immer gut sichtbar und ich habe es nicht auf dem Schoß liegen. Ansonsten ist das total die schwierige Frage und ich muss erstmal überlegen was noch nicht fehlen darf… Eine Taschenlampe ist immer super praktisch und Crocs oder so etwas in der Art. Flip Flops sind auch toll aber im Winter mit Socken für mich nicht zu gebrauchen und wenn ich durch eine Pfütze laufe ist es schön, wenn die Seiten etwas höher stehen. Ach ja, doch eine Sache noch, Starthilfe Kabel, bzw. ich habe eine Art Powerbank mit der man sich selber starten kann. Das bewährt sich wenn man gerne in der Pampa übernachtet und nicht unbedingt auf Leute trifft. In Deutschland sind Starterkabel gefühlt sehr üblich, hier drüben überhaupt nicht. So jetzt höre ich auf zu überlegen, bevor es noch 5 werden. ;-) 

 

  1. Was magst du unseren Lesern mit auf den Weg geben?

 

Reist für euch selber. Nicht für euren Blog oder Verwandten zuhause oder um Bilder zu machen. Nehmt die unbefahrene Straße von Beiden und nehmt euch Zeit für die Orte, die nicht auf eurer „Liste“ stehen. Und als letztes, jeder Mensch hat eine eigene tolle Geschichte und etwas zu erzählen. Lasst euch vom ersten Eindruck nicht täuschen, aber hört auf euer Bauchgefühl. Jedes Gespräch öffnet den eigenen Tunnelblick etwas mehr und einmal am Tag aus seiner Komfortzone herauszugehen bringt einen weiter als man denkt. ;-) 

Einfach mal machen!  

 

Zum Schluss möchte ich mich noch für das Interview bei euch, Ralf und Sonja, bedanken und hoffe ich konnte den ein oder anderen Leser etwas inspirieren. Vielleicht trifft man sich ja mal persönlich…  

 

Wir haben zu danken, das ist in der Tat sehr inspirierend. Danke für deine sehr offenen Antworten. Sag deinen Eltern ganz liebe Grüße, die beiden haben eine tolle Einstellung.

 

 

Alles Liebe, Sonja & Ralf vom Dach aus Fehmarn